Es gibt Inseln, die noch weiter vom dänischen Mutterland entfernt liegen als Bornholm. Sie sind nicht groß, und werden deshalb Ertholmene-Insel genannt, also Erbseninseln. Die größte der winzigen Erbseninseln ist Christiansø, ein beliebtes Ziel für Tagesausflügler, die von Bornholm aus in See gestochen sind.

Das äußere Erscheinungsbild von Christiansø ähnelt eher den im rauen Nordatlantik gelegenen Färöer-Inseln als einer idyllischen dänischen Landschaft. Die von Moos und Flechten bedeckten schroffen Felsen bilden die ideale Naturkulisse zu der im 17. Jahrhundert errichteten Inselfestung. Da das kleine Eiland mit seinem seit dem Mittelalter nur in der Sommersaison bewohnten Fischerdorf praktisch vor der schwedischen Haustür liegt, war das Inselchen mit wenigen Unterbrechungen ein wichtiger Stützpunkt der dänischen Marine in der Ostsee.

Der Hafen von Christiansø
Der Hafen von Christiansø

Christiansøfahrt - Für Bornholm-Urlauber fast schon ein Muss

Wer auf Bornholm Urlaub macht, macht sich meist schon vorab oder aber nach einiger Zeit Strandurlaub Gedanken, welche Möglichkeiten an Besichtigungen und Zerstreuungen die Insel noch bietet.

Tatsächlich bietet die Insel Bornholm ein so reichhaltiges Angebot an weiteren Attraktionen und Aktivitätsmöglichkeiten, dass der Urlauber, der einen typischen Sommerurlaub von zwei bis vier Wochen auf der Insel verbringt, eine Prioritätenliste machen muss, denn in der Zeit ist es kaum möglich alles mitzunehmen, was die Insel so bietet. Wer so aus dem Vollen schöpfen kann, hat auch die typische Qual der Wahl. Ein besonders guter Tipp, ist dann eine Schiffsfahrt zu der Inselgruppe der Erbseninseln, Ertholmene, besser bekannt als Christiansøfahrt.

Die Erbseninseln, klein aber oho!

Nordöstlich von Bornholm liegt eine kleine Inselgruppe, die den Namen Ertholmene tragen, was zu Deutsch Erbseninseln heißt. Und tatsächlich, wer auf die Karte schaut, kann diese kleine Schären-Inselgruppe, die sich aus Christiansø, Frederikso, Grasholm und ein paar kleinere Felsen zusammensetzt, die als Rundhöcker bis zu 22 Meter aus dem Meer herausragen, wie ein paar unscheinbare Erbsen im großen Ozean empfinden. Doch so klein sie auch sind, so haben sie doch einiges an Sehenswürdigem zu bieten, so dass man auf einen Tagesausflug auf diese Inselgruppe nicht versäumen sollte.

Nicht zuletzt bilden sie Dänemarks östlichsten Punkt, nicht Bornholm, was ihnen schon geografisch eine gewisse Bedeutung verleiht. Christiansø ist die größte und damit die Hauptinsel der Gruppe und häufig auch namensgebend. Bewohnt sind nur die beiden Inseln Christiansø und Frederiksø.

Vogelfreunde können ganze Tage beim Beobachten der munteren Papageientaucher verbringen, die sich hier ungestört ihrem Brutgeschäft widmen. Wer es dann noch einen Tick einsamer mag, kann über eine Fußbrücke zur Nachbarinsel Frederiksø spazieren oder auf die etwas weiter abseits gelegene Insel Graesholm übersetzen. Letzteres Eiland ist ein streng geschütztes Vogelschutzgebiet, das vor allem seltenen Arten wie Tordalken und Lummen optimale Brutplätze bietet. Ein besonderes Naturspektakel erwartet die Besucher der Erbseninseln im Frühling, wenn bis zu 2000 Eiderenten mit geschäftigem Geschnatter ihren Nachwuchs aufziehen.

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Christiansø erzählt ein Stück dänischer Kulturgeschichte

König Christian V. ließ im Jahre 1684 einen Marinestützpunkt mit Kasernen, Festungsanlagen, einer Schule und sogar einem Gefängnis errichten, um der Insel schon von weitem einen wehrhaften Charakter zu verleihen, um die eigene Flotte zu verteidigen, bzw. die schwedische zu kontrollieren. So entstand auf Christiansø und Frederiksø ein imposantes Bauwerk aus Bastionen und Mauerringen und vielen anderen Gebäuden, die mit dem Bau ihrer so charakteristischen Türme, dem großem Store Tårn auf Christiansø und dem kleineren Lilletår auf Frederiksø begann und an dem während der kompletten Festungszeit beständig weiter gebaut wurde. So entstand weltweit die erste Flottenbasis, die im dem Naturhafen zwischen den beiden Inseln ausreichend Schutz fand, um Wasser und Proviant zu laden und diverse Schäden zu reparieren.

Nachdem sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Beziehungen zwischen Dänemark und Schweden als gleichbleibend friedlich erwiesen hatten, wurde das Militär von Christiansø abgezogen. Wer sich das Leben auf dieser einsamen Insel auch ohne bewaffneten Schutz zutraute, durfte in der Siedlung mietfrei wohnen und sich dem Fischfang oder gar der Kunst widmen. Etwa 100 Menschen leben heute auf Christiansø, teils Nachkommen der damaligen mutigen Fischer und teils Künstler, die sich hier in einer Art Kolonie zusammengefunden haben.

Kurz nach der Stillegung von 1855 wurden die Inseln, speziell Frederiksø für viele Jahre zu einem berüchtigten Verbannungsort für Lebenslang Verbannte und für politische Gefangene. Aus diesem Grund sind die Inseln zu einem großen Anziehungspunkt und zur Attraktion für Touristen aus aller Welt, zu einem Stück dänischer Kulturgeschichte zum Anfassen geworden.

Heutzutage muss zwar keine Flotte mehr geschützt werden, doch die Inseln samt ihrer Gebäude und der Natur, weshalb die komplette Inselgruppe unter Natur- und Denkmalschutz gestellt wurde.

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Leben in historischer Kulisse

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts nutzen dann Bornholmer Fischer die Insel Christiansø, die bis dato als Wohnort gänzlich ungeeignet war,  als Quartier während ihrer Heringsfischerei in den Herbsttagen. Von hier aus startete die Heringsräucherei ihren Siegeszug.

Heutzutage leben auf Christiansø vor historischer Kulisse etwa 100 Einwohner und bilden eine gut funktionierende autonome Gesellschaft mit Schule, Kirche, Posthaus, Bibliothek, einem Versammlungshaus, einem Museum, einem Zeltplatz sowie einem Einkaufsladen und einer Gastwirtschaft. Es gibt einen Schützenverein und einen Gesangsverein. Auch ein Leuchtturm fehlt nicht.

Mit Frederiksø ist Christiansø über eine Hängebrücke verbunden. Autos verkehren hier nicht. Auch nach größeren Säugetieren schaut man sich hier vergeblich um, lediglich Igel und Mäuse sind hier zu finden, sowie jede Menge Eiderenten, die diesen ruhigen Ort als Brutplatz zu schätzen wissen. Wegen des Vogelschutzgebietes ist das Mitführen von Hunden auf den Inseln verboten.

Touristen auf Christiansø

Das Inselchen Christiansø und seine benachbarten Eilande Frederiksø und Graesholm gelten als Oasen der Ruhe, wo es sich angenehm erholen und entspannen lässt. Die Überfahrt von Bornholm dauert etwa eine Stunde; Zeit genug, um sich auch innerlich auf die ruhige und abgelegene kleine Insel einzustellen. Vom militärischen Imponiergehabe ist längst nichts mehr zu spüren, denn trotz der malerischen Festung wirkt die Erbseninsel überaus friedlich und beschaulich. Überlaufene Strände wird man hier ebenso vergeblich suchen wie "Betonarchitektur" oder andere Bausünden. Sogar die sehr artenreich vorhandene Vogelwelt darf sich auf den Erbseninseln beinahe wie einst im Paradies fühlen, da es aus Naturschutzgründen untersagt ist, Hunden und Katzen Zutritt zu gewähren. Da auch Autos auf den Inseln verpönt sind, kann man sich zuweilen in einer anderen Welt fühlen, in der Stress, Hektik und vor allem Lärm Fremdworte sind.

Neben der Festungsanlage locken auch das klare Wasser und der Badesteg die Touristen zum Verweilen ein. Gerne werden die Felsen genutzt, um in die blaue Ostsee zu springen und auf Spaziergängen entdecken selbst langjährige Besucher immer wieder noch etwas Neues. Im Restaurant kann man gut speisen. Die Gastwirtschaft und der kleine Zeltplatz bieten auch Übernachtungsmöglichkeiten, doch sollte man dafür wegen der sehr begrenzten Kapazität rechtzeitig buchen.

Wer eine eigene Jacht besitzt, kann auch im Hafen auf seiner Jacht bleiben. Vor allem Segler lieben es, an dieser Stelle anzulegen und den ehemaligen Vorposten als Raststation zu nutzen. Bei rauer See bietet dieser Hafen einen guten Schutz vor Wind und Wellen. Jedes Jahr kommen bis zu 80.000 Besucher auf die Inseln. Und auch wenn die Dänen für ihre Gastfreundschaft berühmt sind und natürlich auch auf diesen Inseln davon keine Ausnahme machen, darf man sich nicht wundern, dass sie ob dieser im Verhältnis riesigen Besuchermengen ein bissen aufatmen, wenn die Gäste wieder fort sind.

Informationen und Tickets für die Überfahrt erhalten Sie auf christiansoefarten.dk