Das Landesinnere von Jütland scheint auf den ersten Blick keine großartigen Attraktionen zu bieten. Doch bei genauerem Hinschauen entdeckt man interessante Wikingerfunde, uralte Kirchen und kleine Städte mit großer Bedeutung.

Dem Städtchen Jelling sieht man es nicht unbedingt an, dass es um das Jahr 1000 herum der politische Mittelpunkt Dänemarks war. Hier herrschte König Gorm mit seiner Gemahlin Thyra, die von Theodor Fontane mit der Ballade „Gorm Grymme“ ein dichterisches Denkmal erhielten. Völlig anders und sehr viel materialistischer nehmen sich die beiden steinernen Denkmäler in Jelling selbst aus, die zu Beginn des zehnten Jahrhunderts für das Herrscherpaar aufgestellt wurden. Während der kleinere Runenstein von König Gorm für seine Gattin errichtet worden sein soll, stammt der größere Brocken von deren Sohn, König Harald Blauzahn.

Harald Blauzahn

König Harald war es auch, der die beiden zerstrittenen Stämme der Dänen und Norweger zusammenführte und mit vereinten Kräften die Schweden aus dem Land vertrieben hat. Nach vollbrachter Einigung des Königreichs trat Harald Blauzahn zum Christentum über und überzeugte sein Volk ebenfalls davon, dem Heidentum zu entsagen und sich der neuen Religion zuzuwenden. Da damals schon das geschriebene Wort mehr galt als bloßes Gerede, ließ Harald sowohl die Vereinigung der beiden Völker als auch die Bekehrung zum Christentum in den Runenstein meißeln. Obwohl es noch geraume Zeit gedauert haben dürfte, bis das ganze Königreich christlich wurde, wird dieser Stein auch „Taufschein Dänemarks“ genannt.

Wer immer schon wissen wollte, was es mit der Bezeichnung "Bluetooth" auf sich hat, weiß spätestens nach einem Besuch in Jelling Bescheid. Der Entwickler dieser Datenübertragungs-Technologie hat seinen Sitz im schwedischen Skåne, das zu Haralds Zeiten noch zu Dänemark gehörte. Die Firma Ericsson nannte die drahtlose Datenübertragung zwischen Computern und Mobiltelefonen nach Harald Blauzahn „Bluetooth“, weil auch jenem legendären König eine Vereinigung von Völkern gelungen war, die damals undenkbar schien.

Außer den beiden Runensteinen gibt es in Jelling noch zwei gewaltige Grabhügel zu bestaunen, die quasi den Rahmen für die Jelling Kirke bilden. Lange Zeit vermutete man darin die sterblichen Überreste König Gorms und seiner Gemahlin, doch Ausgrabungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten diese Hoffnungen zunichte. Erst Grabungen in den 1970er Jahren förderten unter der Kirche die Überreste von drei älteren Gotteshäusern zu Tage; eines davon enthielt eine Grabkammer mit den Gebeinen von König Gorm. Nach der Grabstätte von Königin Thyra wird nach wie vor geforscht. Es wird außerdem davon ausgegangen, dass König Harald die Gebeine seiner Eltern aus den heidnischen Grabhügeln in geweihte Erde überführen ließ.

Weitere interessante Aspekte aus der dänischen Geschichte gibt es direkt gegenüber der Kirche im Kongernes Jelling zu bewundern. In diesem überaus modernen und sehenswerten Museum erfährt man alles über die Geschichte der Stadt und natürlich auch der des gesamten Landes. Ein sehr anschaulich dargestellter Stammbaum zeigt die Abstammung aller späteren dänischen Herrscher von König Harald Blauzahn auf, und man erkennt unschwer, dass auch Königin Margrethe II. direkt von dem sagenumwobenen König, respektive von König Gorm, abstammt.

Runenstein von Jelling
© Bang Clemme Film & Openhouse - VisitDenmarks Media Center

UNESCO Weltkulturerbe

Die meisten Besucher kommen nach Jelling, um die Kirche mit den beiden Grabhügeln und die Runensteine zu besichtigen. Der Zustrom an Geschichtsinteressierten hat seit 1994 zugenommen, als die UNESCO den Ort zum Weltkulturerbe erklärte. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte ihnen zur Belohnung für ihre Geduld bei der Besichtigung dieser Sehenswürdigkeiten anschließend ein ganz besonderes Highlight bieten: nur etwa acht Kilometer von Jelling entfernt liegt der Givskud Zoo & Loeveparken, ein Löwen- und Safaripark mit Vergnügungsgarantie für die ganze Familie. Hier sind Elefanten, Nashörner und sogar Kamele zu Hause, die aus Safaribussen oder dem eigenen Fahrzeug beinahe hautnah bestaunt werden können. Viele Tiere werden auch in großzügigen Gehegen gehalten, zwischen denen Fußwege entlangführen. Für die Kleinen gibt es einen Kinderbauernhof mit Streichelzoo.