Vergleichen mit den touristisch bekannteren Nordseeregionen weiter südlich wirkt die Region Thy im Nordwesten Jütlands geradezu beschaulich: Hier regieren Wind, Wellen, einsame Strände und weite Horizonte. Mittendrin: der waldreiche Nationalpark Thy, Dänemarks erster seiner Art. In dieser wunderschönen Gegend ist das Wasser nie weit: Von der schäumenden Nordsee über die stilleren Gewässer des Limfjords bis zu glasklaren Seen bietet Thy Anglern reichlich Raum für Entdeckungen – und Überraschungen!
Meeresangeln an der Nordsee: Wellen, Wind und Wolfsbarsch
Die Küste von Thy ist rau, wild und wunderschön. Kilometerlange Sandstrände, gespickt mit Buhnen, Steilküsten und sogar Riffen – Strukturen, die absolute Hotsspots für alle möglichen Arten von Meeresfischen darstellen. Vor allem in der warmen Jahreszeit sind die sandigen Küsten zwischen der Mündung des Limfjords im Süden und dem Westende der Jammerbucht im Norden ein wenig befischtes, aber um so spannenderes Angelrevier.
Brandungsangeln lohnt sich fast die gesamte Küste entlang. Mit Watt- oder Seeringelwürmern sowie Fischfetzen von Hering oder Makrele als Köder hat man jederzeit Chancen auf Flundern. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn ein hübscher Fisch mit stark nach oben zeigendem Maul an den Haken geht: die giftigen Petermännchen sind in den letzten Jahren an einigen Strandabschnitten immer zahlreicher geworden. Wer sich allerdings auskennt und weiß, wie man sich gefahrlos der stacheligen Rückenflosse und der Kiemendornen, in denen das Gift steckt, entledigt, findet in diesem schön gefärbten Grundbewohner einen exzellenten Speisefisch mit festem, aromatischem Fleisch.
Fast schon Volksfeststimmung herrscht an manchen Angelplätzen der Region, wenn zwischen Juli und September eine längere Ostwindphase die Wellen glättet und das Wasser klar werden lässt: Dann gehen oft in kilometergroßen (!) Schwärmen Makrelen in Ufernähe auf Jagd – perfekt in Reichweite der Angler. Zu diesen Zeiten ist das Angeln wortwörtlich kinderleicht und selbst Gelegenheitsangler gehen mit reicher Beute nach Hause. Hotspots sind die lange Mole bei Agger Tange, die kleineren Molen nördlich davon bei Agger, die Strände bei Lyngby und Stenbjerg, die Mole bei Nørre Vorupør, die Steinriffe bei Klitmøller sowie der Hafen von Hanstholm.
Zur gleichen Zeit treiben sich ebenfalls zahlreiche Hornhechte an den selben Plätzen herum: Es sind vor allem Schwärme von jungen Heringen und Sprotten, die die geschuppten Jäger der Nordsee lockt. Interessanterweise kann man – im Gegensatz zu den Revieren der Ostsee – an der Küste von Thy fast den gesamten Sommer über auf diese schnittigen Fische mit dem schnabelartigen Maul angeln. Vor Überraschungen ist man beim Fischen auf die zahlreiche vorkommenden Makrelen und Hornhechte allerdings nie sicher: Der in Deutschland sehr selten vorkommende Maifisch – ein großer Verwandter des Herings – und auch Meerforellen gehen immer wieder mal als Beifang an den Haken. Beste Methode, um auf die meisten Jäger der Küste gute Chancen zu haben: ein schlanker Meerforellenblinker und eine darüber montierte Küstenfliege als Beifänger. Mit einer klassischen Meerforellen-Spinnrute ist man perfekt gerüstet für die spannende Jagd auf die schnellen Räuber an dieser grandiosen Küste.
Wenn sich die Rute plötzlich richtig verneigt und am anderen Ende der Schnur ein größerer Fisch tobt, handelt es sich meistens um einen der immer öfter an der dänischen Nordsee auftauchenden Wolfsbarsche. Diese tollen Fische lassen sich ebenfalls mit der Spinnrute dort befischen, wo Unterwasserstrukturen die ansonsten gleichmäßig verlaufenden Sandstrände unterbrechen: bei den Molen rund um Agger, entlang der Steinriffe bei Klitmøller und auch bei den im Wasser liegenden Bunkeranlagen von Vigsø. Die kampfstarken Räuber ziehen in den Sommermonaten dicht unter Land und lassen sich besonders gut mit Gummifischen am Jigkopf in natürlichen Farben wie blau-weiß oder grau-weiß oder klassischen, schlanken Küstenblinkern überlisten.
Limfjord: Brackwasser mit Biss
Der Limfjord im Osten Thys ist ein echtes Allround-Gewässer. Hier trifft süßes auf salziges Wasser – und das lieben nicht nur Meerforellen. Auch Hornhechte und Flundern sind hier zuhause. Top-Spots? Die Molen bei Doverodde und den kleinen Häfen in Thisted und Hurup/Næssund. Wer Lust auf unterhaltsames Angeln hat, kann hier herrlich auf Hornhechte fischen – besonders erfolgreich, wenn man mit der Wasserkugel und Heringsfetzen unterwegs ist. Während Hornhechte nur in der warmen Jahreszeit an den Haken gehen, ist’s bei den Meerforellen im Limfjord genau anders herum: Vor allem in kalten Wintern bevorzugen die begehrten Salmoniden die brackigen Gewässer wie den Limfjord. Top Spots sind die Küstenabschnitte Sennels Hage und Silstrup Hoved unweit von Thisted und Røjensø Odde südlich von Hurup.
Hochseeangeln auf dem Gelben Riff
Ein Muss für alle, die gern mal auf großes Kaliber gehen: Eine Kuttertour ab Hanstholm oder Nørre Vorupør. Die Schiffe steuern Riffe und Wracks auf dem unter Meeresanglern berühmten gelben Riff in der Nordsee an, wo Dorsche, Pollacks und sogar Leng auf Pilker, Gummifisch oder Fischfetzen warten. Besonders im Frühjahr und Herbst sind die Chancen auf kapitale Fänge groß. Aber auch den Sommer über treiben sich genug Schuppenträger in diesem Ausnahmerevier herum, um einen unvergesslichen Angeltag auf hoher See zu erleben. Besonders spannend sind die Kuttertouren Nørre Vorupør aus: Dort werden die auf dem Strand liegenden Boote per Seilwinde ins Wasser – und auch wieder hinaus – gezogen. Wichtig: rechtzeitig buchen und Windprognose im Auge behalten!
Die Seen von Thy: wenig befischte Schätze
Neben Meer und Fjord hat Thy auch im Binnenland so einiges zu bieten. Der Nors Sø und der Vandet Sø östlich von Klitmøller sind bekannte Seen mit gutem Bestand an Hechten, Barschen und Aal. Beide Gewässer waren vor Jahrtausenden übrigens mal Bestandteil der Nordsee und weisen stellenweise Tiefen bis 20 Meter auf! Besonders im Frühjahr und Herbst lohnt sich hier das Spinnfischen mit kleinen Wobblern und Jigs auf die zahlreichen und vor allem im Vandet Sø oft großen Barsche. Aber auch starke Hechte lauern hier an den Scharkanten oder im Frühjahr in unmittelbarer Ufernähe am Schilfrand. Wer ein Boot oder Belly-Boat mitnimmt, hat hier auf jeden Fall die besten Karten, da nicht von allen Uferabschnitten gefischt werden kann. Keinen schwimmfähigen Untersatz parat? Macht nichts: Am kleineren Førby Sø wenige Kilometer östlich von Nørre Vorupør kann man sich sogar fürs Fischen auf Barsch und Hecht ein kleines Boot leihen. Für Friedfischfans ist der Ovesø erste Anlaufstelle. Dieses große, sehr flache Gewässer hat einen sehr guten Bestand an Rotaugen, Brassen und Schleien. Ganz im Süden von Thy liegen zwei recht große Binnengewässer dicht beieinander: der Ørum Sø und der Flade Sø. Während der östlich liegende Ørum Sø für seinen guten Barsch- und Hechtbestand bekannt ist, fühlen sich im recht flachen und oft trüben Flade Sø auch Zander richtig wohl.
Fazit: Thy ist wild, weit und wunderbar fischreich!
Egal ob Du zu den ambitionierten Anglern gehörst und auf Wolfsbarsche im Sommer oder Meerforellen im Winter fischen willst oder einfach Lust ein paar Makrelen oder Hornhechte fürs Abendessen zu fangen: In Thy findest Du Dein Revier. Die Mischung aus unberührter Natur, top Angelbedingungen und nordischer Gelassenheit macht die Region zu einem echten Sehnsuchtsort für Angler – und das abseits ausgetretener Pfade!