Kopenhagen steht für eine faszinierende Vielfalt an kulinarischen Genüssen. 15 Restaurants in der Stadt wurden in den letzten Jahren für ihre exquisite Küche mit einem oder mehreren Michelin-Sternen ausgezeichnet. Abgesehen vom nötigen Kleingeld, sind diese Spitzenrestaurants für Tagesbesucher eher selten die erste Wahl, da sie zum Teil auf lange Zeit ausgebucht sind oder nur abends öffnen, wenn die Ferienhausurlauber bereits in ihr Domizil zurückkehren. Die gängigen Online-Buchungen erleichtern es freilich, auch mal kurzfristig einen Tisch zu ergattern.

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Cafés und Restaurants zum genüsslichen Schlemmen

Dass ein Speisetempel in Kopenhagen mit drei Michelin-Sternen ausgerechnet im 8. Stock eines Fußballstadions  beheimatet ist, das mag verblüffen. Mit der schönen Aussicht halten sich die Gäste des Geranium jedoch nicht lange auf, wenn sie die Köstlichkeiten von Küchen-Ikone Rasmus Kofoed betören. Bis zu 21 Gänge erschweren die Auswahl der Favoriten. Im stilvollen Restaurant AOC erwartet Sie ein Stern (und rund ein Tausender auf der Rechnung) weniger und es schmeckt dennoch prima. Das Kiin Kiin ist das einzige Thai-Restaurant, das außerhalb Thailands mit einem Michelin-Stern dekoriert wurde.

Smørrebrød, deutsch auch Smörrebröd, ist ein reich belegtes Butterbrot und ein traditionelles Mittagessen der dänischen Küche.
Smørrebrød
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Leckere Smørrebrød-Kultur

Smørrebrød heißt übersetzt Butterbrot, womit aber nicht die profane Version gemeint ist. Denn die Vielfalt an Belagvarianten fürs Smørrebrød ist enorm – sie reicht von Fisch und Garnelen über Roastbeef, Tatar, Hacksteak zu Käse und Salat, garniert mit Saucen und Kräutern. Heute überwiegen Tellergerichte, früher konnten die Gäste einiges zusammenstellen. Das Smørrebrød ist jedenfalls ein Sinnbild für die Freude an Essen und Genuss und somit Teil der dänischen Kultur.

Klassische Smørrebrød-Lokale (die kurioserweise oft ein Café oder Kafe im Namen tragen) öffnen nur werktags von etwa 11 bis 16/17 Uhr. Nach 14 Uhr verbessern sich die Chancen auf einen Tisch ohne Reservierung erheblich. Berufstätige aus dem nahen Parlament schätzen das Kanal Cafeen, wo es sich zünftig im maritim dekorierten Souterrain sowie im Sommer draußen nett am Kanal und sogar auf einem Ponton sitzen lässt. Hier kann das Brot unter dem Belag noch selbst ausgewählt werden, wobei die professionelle Bedienung gerne behilflich ist.

Zünftig, rustikal, authentisch geht es auch im Café Gammeltorv zu, eher gutbürgerlich dagegen im Restaurant Schønnemann, wo die Chance auf ein Original als Bedienung besonders groß ist.

Trotz knarrender Dielen ein elegantes Restaurant ist Amalie, das vorzügliche Tellergerichte auf Geschirr von Royal Copenhagen reicht. Japanisch inspirierte Smørrebrød lassen sich im Royal Smushi Café in einem fantasievollen Ambiente kosten. Öko-Bier und hausgemachter Schnaps als Essensbegleiter, dafür steht das im Guide Michelin empfohlene Aamanns 1921.

Kødbyens Fiskebar
© Kødbyens Fiskebar

Gastronomie mit Lokalkolorit

Im Restaurant Kødbyens Fiskebaren dreht sich alles um Fisch und Meeresfrüchte, um frisches und leckeres Essen und um gute Weine in ehemaligem Fleischmarkt. Die Atmosphäre ist zwanglos und die Einrichtung ist schlicht. Fiskebaren hat einen Bib Gourmand im Guide Michelin Nordic Cities 2015. Sie können an der Bar essen, es sich auf den Sofas bequem machen oder an Tischen speisen. Wenn das Wetter es zulässt, kann man auch draußen in der Abendsonne essen. Sie können nur ein paar Häppchen und ein Glas Wein genießen, ein Hauptgericht essen oder sich komplett verwöhnen lassen - Sie haben die Wahl. Neben einer interessanten Weinkarte bietet die Bar auch eine gute Getränkekarte.

Det lille Apotek: Das gepflegte Restaurant im Souterrain gehört zu den urigsten Lokalen der Stadt und ist angeblich auch deren ältestes (1720): So wirken die antiquarischen Bücher samt Regalen, die betagten Lampen, Holzmöbel und Bilder authentisch, ebenso wie manche Bedienung. Die Speisekarte ist dänisch geprägt und enthält zur verlängerten Mittagszeit zahlreiche Smørrebrød.

Gemütlich am Kanal speisen und es sich gut gehen lassen: Ein Mittelklasse-Restaurant am abgeschiedenen Wilders Plads ist das Kanalen, wo es sich auch indoor gut sitzen lässt. Zur nahen Bootsvermietung Christianhavns Bådudlejning gehört nebenan ein Café auf dem Kanal, wo die Gäste hautnah den Bootsverkehr erleben. Hippe Atmosphäre im Sommerhalbjahr.

Kaffee und Kuchen sind zwar keine dänische Erfindung. Da die Dänen aber als die Süßmäuler des Nordens gelten, fallen uns Besuchern rasch die überbordenden Auslagen in den Bäckereien und Konditoreien auf: Kuchen, Törtchen, Plundergebäck, eine Wonne – umso mehr, wenn man vor Ort Platz nehmen kann wie in Sankt Peders Bageri, mit Bistro und Patisserie.

Pølsevogn - Hot Dogs im Imbisswagen

Recht verbreitet sind die Pølsevogn, die rollenden Würstchenbuden, die abends im motorisierten Handbetrieb ins Nachtquartier gebracht werden. Hier gibt’s Würstchen in mehr als einem Dutzend Variationen. Die Öko-Ausgabe heißt DØP: Den økologiske Pølsemand ist tagsüber an zwei Standorten in der Altstadt anzutreffen, wo sich inzwischen sogar Veganer einfinden.

Nur im Sommerhalbjahr, wenn es schon oder noch warm genug ist, öffnen die sog. Familiengärten wie Krøgers Familiehave im Grünen. Sie servieren vorwiegend Hausmannskost und gelten als Hort dänischer Gemütlichkeit – je später der Tag, desto mehr wird gelacht und auch gesungen. Das gesellschaftliche Miteinander ist hier mindestens genauso wichtig wie Essen und Trinken.

Gråbrødretorv-Platz in Kopenhagen
© Visit Copenhagen

Wenn es etwas Besonderes sein soll

Es muss kein Michelin-Stern und auch nicht sündhaft teuer sein: Cofoco (Copenhagen Food Collective) steht für junge, ambitionierte Kochkunst und betreibt inzwischen rund ein Dutzend Lokale in der Stadt. Das gleichnamige Stammhaus serviert angesagte nordische Küche. Alternativ zum Menü (4 oder 5 Gänge) gibt es Gerichte daraus in Vorspeisengröße. Öffnet erst 17.30 Uhr.

Auf dem kopfsteingepflasterten, schon 1968 verkehrsberuhigten Platz Gråbrødretorv reiht sich ein Lokal ans andere; vielerorts können Sie auch draußen Platz nehmen, mit Warmhalteoptionen an frischen Tagen. Drinnen ein Unikat ist die populäre Burger-Bar Sporvejen, die Straßenbahn, die wie ein nostalgischer Tramwagen eingerichtet ist. Alternativ werden Omelettes serviert.

Buffet-Restaurants gibt es natürlich viele in der Stadt, auch preiswerte; doch rutscht der Preis pro Person deutlich unter 100 DKK, dürften die Zutaten von bescheidener Qualität sein. Ein Dauerbrenner an gleich zwei Standorten ist das RizRaz, dessen vegetarisches Buffet mediterran geprägt ist und locker als Hauptmahlzeit trägt. Fisch und Fleisch sind als Tellergerichte zu ordern.

Verkaufsläden mit Gastronomie haben in Kopenhagen Tradition, besonders Buchhandlungen, die zunächst Kaffee und Gebäck reichten, um später ihr kulinarisches Angebot zu erweitern. Zur Meisterschaft darin gebracht hat es Paludan Bogcafé, wo historische  Bücherregale, Dielen und antikes Holzmobiliar den Rahmen bilden und vom Frühstück an relativ preiswertes Essen auf hohem Niveau gereicht wird.

Die beiden modernen Markthallen Torvehallerne aus Stahl, Glas und Holz teilen das Herzhafte sowie das Süße (samt Kaffee) unter sich auf, die Nasen der süßen Fraktion danken es. Ob zum Mitnehmen oder zum Platz nehmen, um gleich vor Ort zu kosten – die ansprechenden Auslagen und das stimmungsvolle Ambiente begeistern das Publikum. Draußen warten weitere Stände mit Blumen, Grünzeug und Streetfood. Top: Die Anlieferung der Waren erfolgt über eine Tiefgarage, oben auf dem Israel Plads stört kein motorisierter Verkehr.

Cafe Kalaset, Vendersgade
© Ty Stange - Copenhagen Media Center

Besuchen Sie diese Cafés in Kopenhagen

In Kopenhagen begann es 1976 mit dem Café Sommersko: ganztägig Essen in lockerer Atmosphäre zu servieren, preiswerter und eben nicht so steif wie in den Restaurants. Den Sommerschuh gibt es seit 2017 zwar nicht mehr, die Cafékultur aber ist ungebrochen und vielfältiger denn je, auch was den Ideenreichtum beim Interieur angeht. 

Die meisten Cafés bevorzugen die heute übliche Crossoverküche, servieren neben Süßem Burger, Sandwiches, Salate, mitunter Suppen und (seit einigen Jahren vermehrt) Smørrebrød; manche Küchen setzen dabei kontinentale, regionale oder ganz persönliche Akzente. Letzteres gilt auch für die populären Smoothies, ebenso wie die Auswahl an Kaffeesorten mitunter an eine Philosophie erinnert. Viele Cafés öffnen erst zur frühen Mittagszeit, so dass Sie nicht prinzipiell von einem (ersten) Frühstück ausgehen können – was für Tagesbesucher ohnehin kaum in Frage kommt.

Ein Dauerbrenner (seit 1984) ist das Café Wilder im Bistro-Stil. Die Speisen sind ausgesprochen appetitlich und die Smørrebrød zur Lunchzeit teilweise ganz eigene Weiterentwicklungen der traditionellen Rezepte. Kein Frühstück, tagsüber mittleres Preisniveau. Wer draußen Platz nehmen möchte, sollte sich des lebhaften Viertels bewusst sein.

Mormors macht seinem Namen alle Ehre: Das Lokal ist gemütlich wie Großmutters Wohnzimmer eingerichtet, wobei diese Oma offenbar eine Vorliebe für Trödelkram hatte… In solchem Ambiente schmecken Kaffee, Kuchen und Desserts umso besser. Die handfeste Kundschaft erwartet eine ordentliche Auswahl an Sandwiches, ferner Salate und die Tagessuppe. Preiswert.

Coffee Collective Bernikow
Coffee Collective Bernikow. Das Café The Coffee Collective hat auch Standorte in Torvehallerne, Godthåbsvej und Jægersborggade.
© Chris Tonnesen - Copenhagen Media Center

The Coffee Collective hat ein Prinzip: fair gehandelter Kaffee von hoher Qualität. Die Kette unterhält mehrere Läden und Stände in der Stadt, darunter auch in den Markthallen Torvehallerne. Besonders einladend sitzt es sich bei Kaffee und Gebäck in dem lichten, angenehm unterteilten Ecklokal in Kopenhagens Shoppingmeile Nummer 1, der Jægersgborggade. Preiswert.

Mit Wohlwollen der Cafékultur hinzuzurechnen ist die Sandwichbar, mal mit Sitzgelegenheiten, mal nur als Takeaway. Als Meister dieses Fachs gilt Smagsløget, die über 20 schmackhafte Sandwiches in überbordender Größe offeriert, davon drei ohne Fleisch und Wurst. Die Kühltheke verrät die Herkunft der leckeren Zutaten, die Saucen sind natürlich selbst gemacht. Preiswert.

Arken Museum für moderne Kunst südlich von Kopenhagen
© Daniel Rasmussen

Tipp Museumsküchen

Für Tagesbesucher, die sich die eine oder andere Sehenswürdigkeit anschauen wollen, aber nur begrenzt Zeit haben, ist es allemal praktisch, dass sich in vielen Museen und Attraktionen Lokale etabliert haben, die über den Status einer bloßen Cafeteria hinausgehen. Entgegen mancher Erwartung wird dort eher selten auf Fastfood gesetzt (es sei denn, die Attraktionen richten sich bevorzugt an Familien mit Kindern, die ungern auf ihre Pommes verzichten wollen).

Jedenfalls sind die Verantwortlichen der Museumsküchen oft jung und ambitioniert - hier startete schon so manche Karriere als Gastronom: Lassen Sie sich überraschen, ob im Café Picnic, das im grünen Atrium der Ny Carlsberg Glyptotek residiert, im Klint Cafe im frisch restaurierten Designmuseum Danmark oder in der freundlichen Riccos Kaffebar im Naturhistorischen Museum, direkt beim Botanischen Garten. SMK’s Cafe in der Dänischen Nationalgalerie serviert neben Kuchen und Snacks ein Tagesgericht. Diese Lokale sind in der Regel auch ohne Museumsticket zugänglich.

In der nostalgischen Café & Ølhalle im Souterrain vor dem Arbeitermuseum wird täglich ab 11 Uhr ein Buffet mit Smørrebrød kredenzt, das um 14 Uhr mit etwas Süßem abgerundet wird; für die nächste Schicht kommen weitere warme Leckereien in Buffetform auf den Tisch. Smørrebrød in modernen Variationen sind das Markenzeichen im Restaurant Smör (Butter) im Nationalmuseum.

Zumindest Cafés finden sich natürlich ebenso in Kulturstätten wie Oper und Schauspielhaus sowie in den großen Bibliotheken, allen voran die Madkartoteket im Schwarzen Diamanten.

 

Im Restaurant TOLV in Vesterbro

Adressen von Cafés, Restaurants und mehr in Kopenhagen

Innenstadt

Restaurant AOC, Frederiksstaden, Dronningens Tværgade 2. restaurantaoc.dk/en

Kanal Cafeen, westlich von Slotsholmen, Frederiksholms Kanal 18. www.kanalcafeen.dk

Café Gammeltorv, Strøget, Gammeltorv 20. cafegammeltorv.dk

Restaurant Schønnemann, Hauser Plads 16. restaurantamalie.dk

Amalie, Frederiksstaden, Amaliegade 11.

Royal Smushi Café, Strøget, Amagertorv 6.

Det lille Apotek, Store Kanikkestræde 15. detlilleapotek.dk/en

Sankt Peders Bageri, Latinerkvarteret, Sankt Pedersstræde 29.

DØP (Den økologiske Pølsemand), Strøget, Helligaandskirke.

Sporvejen, Gråbrødretorv 7. sporvejen.dk

RizRaz, Store Kanikkestræde 19. www.rizraz.dk

Paludan Bogcafé, Latinerkvarteret, Fiolstræde 10-12. paludan-cafe.dk/en

Torvehallerne, nördlich des Wallparks Ørstedsparken, Israel Plads. torvehallernekbh.dk/en

Mormors, Frederiksstaden, Bredgade 45. mormors.dk

Klint Cafe, Design Museum, Frederiksstaden, Bredgade 68.

Riccos Kaffebar, Naturhistorisches Museum, Øster Volgade 5–7.

SMK’s Cafe, Statens Museum for Kunst, Sølvgade 48-50.

Café & Ølhalle, Arbeitermuseum, Rømersgade 22. cafeogoelhalle.dk/en

Restaurant Smör, Nationalmuseum, Ny Vestergade 10. restaurant-smor.dk

Madkartoteket, Der Schwarze Diamant, Søren Kierkegaards Plads 1.

Vesterbro

Kødbyens Fiskebar, Flæsketorvet 100. fiskebaren.dk/en

Restaurant Cofoco, Abel Cathrines Gade 7. cofoco.dk/en/

Smagsløget, Vesterbrogade 19. www.smagsloeget.dk

Café Picnic, Ny Carlsberg Glyptotek, Dantes Plads 7.

Nørrebro

Kiin Kiin, Guldbergsgade 21. en.kiin.dk

The Coffee Collective, Jægersborggade 57.

Østerbro

Geranium, Parken (Stadion), Per Henrik Lings Allé. www.geranium.dk/en

Aamanns 1921, Øster Farimagsgade 12. aamanns.dk

Christianshavn und Holmen

Kanalen, Wilders Plads 2. restaurant-kanalen.dk/en

Christianhavns Bådudlejning, Overgaden Neden Vandet 29.

Café Wilder, Wildersgade 56. www.cafewilder.dk/eat

Frederiksberg

Restaurant im Grünen. Krøgers Have, Pile Alle 18. kroegershave.dk