Auf der Insel Slotsholmen im Mittelpunkt von Kopenhagen können Sie das Schloss Christiansborg besichtigen. Das Schloss ist bis heute von erheblicher politischer Bedeutung. Hier arbeiten die dänische Exekutive, die Legislative und die Judikative, vereint unter einem Dach. Auch das Oberste Gericht und die Empfangsräume des dänischen Königshauses sind in Schloss Christiansborg untergebracht. Das heutige Schloss Christiansborg wurde im Jahre 1937 fertiggestellt. Die Vorgänger des dänischen Regierungssitzes blicken allerdings auf eine lange Geschichte zurück.

Königliche Garde am Schloss Christiansborg
© Martin Auchenberg - Copenhagen Media Center

Der Blick in die Geschichte

Das Schloss Christiansborg wurde dreimal errichtet. Und dann gab es noch einen Vorgänger: Das Kopenhagener Schloss. Dieses wurde im Jahre 1731 von Christian VI abgerissen, um das erste Schloss Christiansborg zu bauen.

Schloss Christiansborg im 18. Jahrhundert

Das erste Schloss Christiansborg war ein absolutistischer Repräsentationsbau, der nach Plänen des deutschen Architekten Elias David Häusser errichtet wurde. Rund zwei Drittel der Jahreseinnahmen des Königreichs wurden eingesetzt, um den vierflügeligen Rokoko-Palast mit Reitbahn, Schlosskirche und Hoftheater fertigzustellen. Im Jahre 1794 wurde das Schloss durch einen Brand, der vom Hauptflügel ausging, fast vollständig vernichtet. Nur die Stallungen überlebten.

Schloss Christiansborg im 19. Jahrhundert

Das zweite Christiansborg Schloss wurde im Stil des Klassizismus von Christian Frederik Hansen (1756-1845), einem Freund Schinkels, zwischen 1806 und 1828 errichtet. Das Schloss spielte eine wichtige Rolle bei der Einführung des Parlamentarismus in Dänemark, als im März 1848 eine Volksmenge vor dem Schloss eine demokratische Verfassung forderte. Der König gab daraufhin einige seiner Gemächer an den Reichstag ab, der ab Januar 1850 im selben Flügel arbeitete, in dem sich heute der Saal des Folketings befindet. Am 3. Oktober 1884 brannte das Schloss erneut, höchstwahrscheinlich aufgrund eines Ofenbrandes. Der dänische Schriftsteller und Journalist Herman Bang verfasste eine berühmte Reportage über das Feuer. Obwohl das Gebäude mit Brandschutzwänden, Hydranten und anderen Vorrichtungen ausgestattet war, waren die Löscharbeiten aufgrund des komplexen Lüftungssystems schwierig. Nur die klassizistische Schlosskirche, die 1826 fertiggestellt wurde, überstand das Feuer. Die chaotischen Rettungsbemühungen inspirierten den Dänen Sophus Falck, den Falck Rettungsdienst zu gründen.

Die Gärten der Königlichen Bibliothek befinden sich auf Slotsholmen - zwischen Schloss Christiansborg (Parlament) und der Königlichen Bibliothek.
Die Gärten der Königlichen Bibliothek befinden sich auf Slotsholmen - zwischen Schloss Christiansborg (Parlament) und der Königlichen Bibliothek.
© Daniel Rasmussen - Copenhagen Media Center

Das heutige Schloss Christiansborg

Es wurde lange und kontrovers darüber diskutiert, ob das Schloss wiederaufgebaut werden sollte, da der Sinn und Zweck eines Schlosses in einer veränderten politischen Landschaft von vielen in Frage gestellt wurde. Schließlich wurde Thorvald Jørgensen (1867-1946), der von 1911 bis 1938 königlicher Bauinspektor war, als Sieger eines Architekturwettbewerbs ausgewählt. Sein ursprünglicher Entwurf wurde jedoch vielen Veränderungen unterzogen und das heutige Erscheinungsbild hat nie eine nennenswerte Popularität erlangt. Die neobarocke Formensprache und die unglückliche Materialwahl wurden bis heute kritisiert. Die Hauptbauphase dauerte von 1907 bis 1928 und letzte Arbeiten wurden erst 1937 abgeschlossen. Im Jahr 1918 zog das dänische Parlament (Folketing) in das Schloss ein, gefolgt vom Obersten Gerichtshof im Jahr 1919. 1928 wurden die königlichen Repräsentationsräume eingeweiht. 1992 wurde die Schlosskirche erneut durch einen schweren Brand verwüstet. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten konnte sie erst 1997 wiedereröffnet werden.

 

Die Wandteppiche der Königin im Schloss Christiansborg in Kopenhagen sind ein Geschenk der dänischen Wirtschaft an Ihre Majestät Königin Margrethe II. zu ihrem 50. Geburtstag im Jahr 1990. Die 11 Wandteppiche stammen von Le Mobilier National et les Manufactures Nationales de Gobelins et de Beauvais in Paris - allgemein als les Gobelins bezeichnet.
Die Wandteppiche der Königin im Schloss Christiansborg in Kopenhagen sind ein Geschenk der dänischen Wirtschaft an Ihre Majestät Königin Margrethe II. zu ihrem 50. Geburtstag im Jahr 1990. Die 11 Wandteppiche stammen von Le Mobilier National et les Manufactures Nationales de Gobelins et de Beauvais in Paris - allgemein als les Gobelins bezeichnet.
© Daniel Rasmussen - Copenhagen Media Center

Das Bauwerk heute

Das Schloss besteht aus drei Flügeln, die durch drei Portale zugänglich sind. Das Nordportal führt zu den königlichen Repräsentationsräumen, während das Südportal den Eingang zum Folketing bildet. Das Königsportal am Schlossplatz sieht zwar aus wie ein Haupteingang, führt aber tatsächlich nur zu einer unterirdischen Ausstellung der mittelalterlichen Grundmauern. Der Schlossturm, einer der ältesten Stahlbetonbauten Dänemarks, ist 106 Meter hoch und überragt den Turm des Kopenhagener Rathauses um einen halben Meter. Die Fassade des Prinz-Jørgen-Hofs besteht aus grob behauenen Feldsteinen aus über 700 Kirchspielen Dänemarks und verleiht dem Gebäude einen burgartigen Charakter. Die Sandsteinfassaden stammen vom klassizistischen Vorgängerbau des Schlosses, während die anderen Fassadenteile mit Granit verkleidet sind. Die meisten Ornamente wurden von dem Bildhauer Anders Bundgaard gefertigt. Über den Fenstern des Erdgeschosses sind Granitmasken bedeutender Männer der dänischen Geschichte angebracht, darunter Absalon, Tycho Brahe, N.F.S. Grundtvig, Blicher, Tietgen und Enrico Dalgas. Die Väter des dänischen Grundgesetzes sind um den Eingang zum Parlament versammelt. Über dem Eingang zum Parlament tragen vier Atlanten einen Balkon, aber ihre schmerzverzerrten Gesichter sorgten bei der Enthüllung für Spott und Verärgerung. Es wurde versucht, Spenden zu sammeln, um die Figuren abschlagen zu lassen, aber sie leiden bis heute. Der Volksmund hat die ursprüngliche Bezeichnung der Figurengruppe ("Die tägliche Mühe") durch Bezeichnungen wie "Schreckenspforte" oder "Kopf-, Ohren-, Zahn- und Magenschmerzen" ersetzt.

Die klassizistische Schlosskirche

Die Schlosskirche, die im klassizistischen Stil erbaut wurde, befindet sich als separater Baukörper im nördlichen Schlossbezirk und ist durch einen niedrigen Verbindungsbau mit dem Schloss verbunden. Sie dient der königlichen Familie für gottesdienstliche Zwecke, wie Taufen, Konfirmationen und Aufbahrungen, sowie für den Gottesdienst im Rahmen der Eröffnung des Parlaments. Ursprünglich im Rokokostil erbaut, wurde die Kirche nach einem Brand von 1813 bis 1826 unter Verwendung des erhaltenen Mauerwerks und der Fundamente wiederaufgebaut. Sie hat einen rechteckigen Grundriss und eine zentrale Kuppel nach römischen Vorbildern. Der Haupteingang ist ein Portikus mit ionischen Säulen, Architrav und einem flachen Dreiecksgiebel. Die Außenwände sind in zwei Ebenen mit hochrechteckigen Fenstern und einem umlaufenden Fries gegliedert. Im Inneren gestaltete der Architekt Nicolai Eigtved die Kirche wie einen römischen Tempel. Es gibt Galerien mit Balustern und kannelierten Pilastern, deren korinthische Kapitelle bis an ein vorkragendes umlaufendes Gesims reichen. Die Kuppel ist wie beim römischen Pantheon innen kassettiert. Der Eingangsbereich wird von zwei korinthischen Freisäulen und die königliche Loge flankiert, während im Westen zwei baugleiche Säulen die halbrunde Altarnische begrenzen. Obwohl die Kirche dem Palastbrand von 1884 entkam, wurde sie 1992 durch einen Brand schwer beschädigt, aber 1997 erfolgreich wieder eingeweiht. Für den gelungenen Wiederaufbau erhielt sie den Europa-Nostra-Preis.

Das Theater in Schloss Christiansborg

Christian VI., der erste Bewohner des Schlosses, war aufgrund seiner religiösen Überzeugungen gegen ein Theater im Schloss, aber sein Nachfolger Christian VII. ließ im Speisesaal Aufführungen stattfinden. Das Hoftheater, das seit 1767 im ersten Stock oberhalb der Stallungen untergebracht ist, wurde von Nicolas-Henri Jardin gestaltet und 1842 im Biedermeierstil umgebaut. Das Theatermuseum wurde 1912 von einer Gruppe von Theaterliebhabern gegründet und 1922 unter der Leitung von Robert Neiiendam (1880-1966) in das alte Hoftheater verlegt. Das Museum beherbergt eine Sammlung von Bildern, Briefen, Kostümen, Requisiten und Modellen von Theatergebäuden und dokumentiert die Geschichte des professionellen Theaters. Der Zuschauerraum wird auch für verschiedene kulturelle Veranstaltungen genutzt, darunter eine dänische Talkshow, die live aus dem Hoftheater übertragen wird.

Die königlichen Repräsentationsräume

Die Repräsentationsräume des Nordflügels des Palastes erstrecken sich über das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss. Sie dienen offiziellen Anlässen wie Empfängen, Staatsbanketten, Audienzen und Sitzungen des Staatsrates. Der Haupteingang zu diesen Räumen ist das Königinportal, gefolgt vom Vorraum der Palastwache. Die Königstreppe führt von hier aus zum Audienzzimmer und zum Staatsratssaal. Diese Räumlichkeiten sind jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im ersten Obergeschoss befinden sich der Thronsaal, der Rittersaal, der Speisesaal, die Bibliothek und der Alexandersaal. Die Einrichtung der Innenräume besteht teilweise aus den Originalstücken der Vorgängerbauten, sofern sie den Bränden überstanden haben. Die Dekorationen, Kunstwerke, Gemälde und Wandteppiche wurden von führenden dänischen Künstlern gestaltet.

Am Kanal beim Schloss Christiansborg.
© Michael Vienø - Copenhagen Media Center

Kurze Infos und Fakten rund um Schloss Christiansborg

Hier alle wichtigen Daten rund um Schloss Christiansborg auf einen Blick.

Vorgängerschloss Kopenhagener Schloss
Baujahr 1937
Architekt Thorvald Jørgensen
Letzte Restaurierung 1997
Attraktionen für Touristen Rittersaal, Festküche, Stallungen, Kirche, königliche Repräsentationsräume
Baujahr der Orgel in der Schlosskirche 1829
Schloss Christiansborg
Schloss Christiansborg
© Martin Auchenberg - Copenhagen Media Center

Lage und Adresse

Geo-Koordinaten: 55.67642461681335, 12.581014043492639
Prins Jørgens Gård
1468 København

kongeligeslotte.dk

Der Rittersaal, die königliches Festküche, die Stallungen und die Kirche können besichtigt werden. Die königlichen Repräsentationsräume stehen dem Besucher offen, wenn sie nicht von der königlichen Familie genutzt werden. Von Oktober bis März können die Räumlichkeiten von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr besichtigt werden, im April, Mai, Juni und September ist das Schloss auch am Montag geöffnet. In den Sommermonaten Juli und August ist das Schloss täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Sie haben mit dem Schlossticket Zugang zu allein fünf Sehenswürdigkeiten in Schloss Christiansborg. Die Schlosskirche steht Ihnen auch ohne Ticket offen. Das Schlossticket kostet (Stand 2023) 175 DKK für Erwachsene und 155 DKK für Studenten. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren brauchen nichts zu bezahlen. Sie können auch Einzeltickets für die unterschiedlichen Attraktionen kaufen. Die der Copenhangen Card haben Sie freien Zutritt zu den Sehenswüridkeiten in Schloss Christiansborg.